Wie in den beiden Vorjahren hat sich die Volkswirtin auch die Bilanzsumme des Eurosystems 2022 angesehen. Es ist ein Rückgang zu verzeichnen, eine Folge des Endes der Nullzins bzw. Negativzins-Politik. Das bedeutet jedoch keine Entwarnung.
Artikelübersicht
Was stellt die Zentralbankbilanz dar?
Die Bilanzsumme des Eurosystems zeigt, wie sich die Geldmenge aller Staaten des Euroraums entwickelt. Steigt sie, ist mehr Geld im Umlauf. Reduziert sie sich, ist weniger Geld im Umlauf.
Wie man die Bilanz einer Zentralbank liest, wird in diesem Artikel mit Verweis auf eine aufschlussreiche Quelle erläutert.
Die Entwicklung
Bereits 2020 und 2021 hat sich die Volkswirtin die Bilanz der EZB angesehen. In beiden Vorjahren konnte man von eine massive Ausweitung der Geldmenge beziehungsweise Vergrößerung der Bilanzsumme feststellen.
Die Inflationsgefahr aufgrund dieser Zentralbankpolitik stand im Raum. 2022 wurde die Inflation nun Realität. Das Thema wurde in der Allgemeinheit und in den Medien präsent.
2022 hat sich die Zentralbankbilanzsumme in die Gegenrichtung verändert: Die konsolidierte Bilanz des Eurosystems – der EZB inklusive der nationalen Notenbanken – ist zurückgegangen. Von 8,6 auf knapp 8 Billionen Euro. Es ist eine Folge der restriktiven Geldpolitik, der Kehrtwende der EZB. Ende 2022 hob den Leitzins von null Prozent ins Positive an. Das erklärt die Verringerung der Bilanzsumme. Die EZB schreibt hierzu: »Die Verringerung gegenüber dem Vorjahr ging vorwiegend auf den Rückgang der Kreditgeschäfte des Eurosystems […] zurück.«
Höhere Zinsen führen zu weniger Krediten, diesen Zusammenhang lernt bereits der Wirtschaftsstudent. Somit spiegelt die Bilanzsumme die Geldpolitik wider.
Ist nun alles besser?
Zugegeben, dass sich die Bilanzsumme des Eurosystems durch restriktive Geldpolitik verringert, kommt für die Volkswirtin unerwartet. Jedoch darf man sich nicht in Sicherheit wiegen, dass die Zentralbank endlich zur Vernunft gekommen ist, indem sie einen restriktiveren Kurs fährt. Wie im Artikel »Das Dilemma der Zentalbanken« erklärt, steigt durch eine restriktive Geldpolitik das Risiko einer Wirtschafts- und Finanzkrise, wie wir sie 2007/08 erlebt haben.
Am heutigen Tag, dem 15. März 2023, ist das Thema aktuell: Es sind erste US-Amerikanische Banken in Turbulenzen geraten und der DAX verzeichnet große Verluste, wie unter anderem tagesschau.de berichtet. Spannende Zeiten!