Über Lösungsansätze und Utopien – Thinktank

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Es ist einige Zeit her, doch ein Kommentar auf dieser Seite hier hat mich nie losgelassen. Ein Leser merkte an, dass überall, so auch bei der Volkswirtin, vorwiegend Probleme und Schieflagen analysiert und dargelegt, anstatt Lösungen gesucht würden.
Am liebsten würde ich eine Art Think-Tank starten, zu dem jeder Vorschläge einbringen kann. Da mir hierfür keine elegantere Lösung einfiel, werde ich im Folgenden meine Gedanken und Ideen auflisten. Dies soll eine Grundlage für weitere Diskussionen und Gespräche sein.
Kommentare, Ideen und Input von Ihnen sind jedoch herzlich willkommen! Es besteht generell auch die Möglichkeit, einen Gastartikel auf die-volkswirtin.de zu veröffentlichen.

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Bildquelle: pexels.com

Der Kommentar

Beginnen wir mit dem Kommentar des Lesers im Wortlaut:

Sehr geehrte Volkswirtin,
im Großen und Ganzen gefällt mir Ihre Sicht der Dinge.
Was nicht nur bei Ihnen fehlt sondern auch fast überall, ist die Präsentation und sachliche Diskussion von Lösungen für die Probleme in Deutschland, der EU und dem Rest der Welt.
Statt dessen wird alles akribisch analysiert, publiziert und wiederholt, was ohnehin schon jeder weiß.
Stellen Sie doch mal Lösungsansätze ins Schaufenster und lassen Sie diese diskutieren, optimieren und festhalten.
Z.B. für :
Effizienz der Wahlen und des Aufgaben des Parteiensystems
Reform von Bund, Ländern und Gemeinden
Leistung und Verantwortung in staatlichen Organen
Bildung
Infrastruktur
Gesundheitswesen
Rente

Mein Ansatz

Was ist noch zu retten?

Bevor wir nun über Verbesserungsvorschläge diskutieren, stellt sich mir sofort die Grundsatzfrage: Unter welchen Rahmenbedingungen? Im jetzigen System? Wie könnte dies verbessert werden? Oder geht es weitergefasst um Utopien, Ideen für eine Welt, in der ganz neue Strukturen vorherrschen und geschaffen werden können?

Wie Sie vielleicht wissen, glaube nicht mehr daran, dass unser Wirtschaftssystem funktioniert. Vielleicht sind Sie, weil Sie selbst zweifeln, auch selbst auf die-volkswirtin.de gestoßen.

Bei meinen Zweifeln an den Systemen geht es im Kern um die Grundlagen unseres Geldsystems. Das habe ich mehrfach auch auf dieser Seite erläutert. Ich kann mir vorstellen, dass unser System irgendwann zusammenbricht. Vielleicht in Form einer unkontrollierten Inflation? Jedoch möchte ich keinerlei Prognose zum Zeitpunkt machen, noch behaupten, dass dies auf jeden Fall passieren wird. Viele Artikel auf dieser Seite laufen jedoch in dieser These zusammen.

Anders noch als vor ein paar Jahren, habe ich persönlich nicht mehr das Bedürfnis, dies jedem Menschen, dem ich begegne, zu erklären, oder ihn warnen zu wollen. Auch aus politischen Diskussionen ziehe ich mich häufig zurück, wenn ich merke, dass eine gemeinsame Basis für ein Gespräch fehlt. Ich habe meine Schlüsse gezogen und eine gewisse Innere Ruhe entwickelt: Was auch immer passiert, ich kann die Systeme im Ganzen nicht beeinflussen, nicht kontrollieren.

Dies soll als Grundlage für weitere Erläuterungen gesagt sein. Die Gretchenfrage für mich lautet: Was kann man in diesem meiner Meinung nach maroden System noch retten?

Muss erst etwas zusammenbrechen, damit man komplett neu starten kann?

Wie würde ein besseres System aussehen?

Wo sind nun Lösungen?

Die Lösung habe ich nicht. Im Folgenden finden Sie eine lose Sammlung von Gedanken, an die gerne angeknüpft und die gerne diskutiert werden darf.

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  • Schulden: Deutschland ist wie fast alle Staaten, hoch verschuldet. Die Verschuldung steigt immer weiter an. Eigentlich ist kein Geld da. Trotzdem wird immer neues gedruckt, Inflation ist die Folge. Meine Devise: Solange unser Geld noch etwas wert ist, sollte es zumindest so verwertet werden, dass die Ungleichheit in diesem Land nicht weiter ansteigt, sondern weniger wird. Lasst und Subventionen an große Konzerne – und selbstverständlich die Finanzbranche – streichen. Dafür Menschen besser bezahlen, die in ihren Jobs wirklich etwas leisten und unterbezahlt sind. In einem Satz: Staatliche Eingriffe im aktuellen System zugunsten von mehr sozialer Gerechtigkeit befürworte ich daher unter Umständen. Zum Beispiel:
  • Bildung: Die neue Generation ist die Zukunft. Dort sollte mehr investiert werden, anstatt Mittel zu streichen. Auch für z.B. gesundes Essen an Schulen sollte doch Geld da sein. Im Zweifel sollte einfach mehr Geld gedruckt werden. Für das Rüstungsbudget geht es ja auch. Genauso sehe ich es bei anderen »sozialen« Themen.
  • Einfluss des Staates: Im Kern denke ich liberal (nicht libertär). Ich halte den aktuellen Zustand, den wir »Kapitalismus« nennen, der meiner Meinung nach eher in die Richtung eines versteckten (Klima-)sozialismus oder Bankensozialismus geht, für fatal. Denn die Staatsquote zeigt, dass der Einfluss des Staates enorm ist und Unternehmertum auf dem Rückzug. In einem besseren System würde Unternehmertum gefördert (als Kleinunternehmer fühle ich mich vom Staat eher als Feind behandelt, was schade ist). Eine gewisse Grundsicherung des Staates halte ich für sinnvoll. Ich glaube nicht, dass zentrale Infrastruktureinrichtungen wie die Bahn oder die Post oder Krankenhäuser privatisiert sein sollten, geschweige denn an der Börse fungieren. Nichtsdestotrotz sollten Eigeninitiative und Eigenverantwortung der Menschen nicht unterbunden werden. Für mich ist zentral:
  • Die richtigen Anreize: Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Eigeninitiative und Unternehmertum gefördert werden. Also weniger Bürokratie und Hürden, anstatt dessen die Richtigen Anreize, auch Seitens des Staates.
  • Parteiensystem: Den Vorschlag, Berufspolitikertum abzuschaffen und anstatt dessen für begrenzte Zeit Menschen in die Politik zu lassen, die wirklich gearbeitet haben und an der Wirtschaft dran sind, möglichst aus allen Sparten, finde ich sinnvoll.
  • Reform von Bund, Ländern und Gemeinden: Man hat das Gefühl, im deutschen Föderalismus stehen sich sämtliche Ebenen im Weg, anstatt ineinanderzugreifen. Mehr Zentralstaat und weniger Klein-Klein wäre meiner Meinung nach in mancher Angelegenheit besser. Wie alles, was schlanker, einfacher, weniger komplex und kompliziert wird.
  • Arbeit: Richtige und wertvolle Arbeit darf nicht ausgebeutet werden. Leider wird meiner Meinung nach aktuell oft wert- oder sinnlose Arbeit höher vergütet als gesellschaftlich wichtige. Und ein weiterer Gedanke: Meiner Meinung nach wäre die Welt besser, wenn mehr Menschen in ihren Gärten Gemüse anbauen würden, als in irgendwelchen großen Institutionen zu sitzen und zu debattieren, z.B. wie man das Klima retten kann. Oder zu analysieren, wie es um unsere Wirtschaft steht. Oder in Banken Geld hin- und herzuschieben. Oder zu beraten, zu coachen …
  • Geldpolitik: Ich bin skeptisch gegenüber dem Euro und den führenden Zentralbankwährungen, das ist kein Geheimnis. Eine mögliche und spannende Lösung und dezentrale Alternative sehe ich im Bitcoin. Jedoch keine Garantie für werthaltiges Geld oder ein Allheilmittel – aber das gibt es wohl nicht.

Fazit

Eine Kernfrage für mich ist wie gesagt, inwiefern unsere Systeme noch zu retten oder verbessern sind. Für eine gerechtere Politik wäre ich dennoch dankbar. Und auch eine Kehrtwende was Regularien und Bürokratie angeht, würde mein Leben direkt erleichtern.

Ich frage mich auch, ob ein Zusammenbruch unserer Systeme (z.B. in dem Szenario, dass unser Geld nichts mehr wert ist) eine Grundlage für etwas Neues, Besseres wäre? Würden Menschen dann weniger konsumieren, mehr Gemüse im eigenen Garten anbauen? Oder gäbe es kriegsähnliche Zustände und wir würden uns alle die Köpfe einschlagen?

In einem idealen Gesellschaftssystem wird meiner Meinung nach Eigeninitiative und Verantwortung groß geschrieben. Dennoch halte ich es für sinnvoll, wenn ein Staat sich um die Grundversorgung kümmert.

Geldpolitisch ist zu sagen, dass es in der Vergangenheit leider bisher nie gutgegangen ist, wenn es keine unabhängige Geldpolitik gab …

Ein genereller Grundsatz unabhängig von den Rahmenbedingungen ist: Man sollte im Kleinen tun, was man kann. Selbst aktiv sein und Verantwortung übernehmen, gleichzeitig jedoch den Blick auf andere und das Miteinander nicht verlieren.

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Was sagen Sie? Egal was Sie zu diesem Thema einbringen, an welchen Gedanken Sie anknüpfen oder was Sie darlegen möchten: Ich freue mich über Input der Leser!

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