Schulden über Schulden: Die globale Verschuldung

Ende 2020 betrug die globale Verschuldung 281 Billionen US-Dollar. Die Zahl klingt gewaltig. Astronomisch. Ungreifbar.

Ein Trend ist erkennbar: Die Schulden steigen immer weiter.

Wie misst man Schulden und was sagen sie aus? Und kommen wir jemals aus dieser Schuldenspirale heraus?

Datenquelle. IIF

Schulden messen

Die Verschuldung kann man absolut (in Zahlen) oder relativ im Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistung des Staates setzen.

Absolute Verschuldung

Die absolute Verschuldung sagt, wie viel Schulden eine Volkswirtschaft in Euro, Dollar oder einer anderen Währung hat. In der Regel wird sie in Millionen oder Milliarden Dollar (oder anderen Währungen) gemessen. Jedes Land ist verschuldet. Manche höher als andere.

Auf sogenannten Schuldenuhren kann man den Schuldenstand bestimmter Länder in Echtzeit mitverfolgen.

Relative Verschuldung

Die Schuldenquote bezeichnet das Verhältnis des Schuldenstands zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Ist die Verschuldung größer als das BIP, so liegt die Schuldenquote bei über 100%.

Das Bruttoinlandsprodukt ist die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Wirtschaftsgebiet in einem bestimmten Zeitraum (normalerweise ein Jahr) hergestellt wurden. Das BIP ist somit ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft.

Die globale Verschuldung

Die globale absolute Verschuldung ist Ende 2020 auf 281 Billionen US-Dollar angewachsen (Datenquelle: IIF). 281.000.000.000.000 Dollar.

Das sind 24 Billionen Dollar und 9,3% mehr als im Jahr davor.

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Die globale Schuldenquote liegt somit bei 355%. Die Welt hat 3,5 Mal mehr Schulden, als sie 2020 erwirtschaftet hat. Wer sich dafür interessiert, wie sich die Schulden zusammensetzen, kann folgenden Artikel des Wirtschaftsmagazins brand eins lesen: »Wer steht bei wem in der Kreide?«

In der obigen Graphik ist der Anstieg der globalen Verschuldung abgebildet. In den letzten Jahren war er hoch. Betrachtet man die Kurve nicht nur über die letzten Jahre sondern Jahrzehnte, so wird der Schuldenanstieg noch deutlicher: Die Kurve verläuft exponentiell. Leider ist es sehr schwer, als Privatperson an weitere Daten zu kommen, ohne viel Geld dafür zahlen zu müssen. Daher konnte ich nur die Graphik oben erstellen. In einem Beitrag des Businessinsider sieht man jedoch den globalen Schuldenanstieg seit 1950. Es wird deutlich, dass die letzten Jahre – insbesondere das vergangene Jahr – nur die Spitze des globalen Schuldenbergs darstellen.

Die Verschuldung Deutschlands

Sehen wir uns die Verschuldung Deutschlands an. Auf einigen Websites kann man sich die Verschuldung unseres Landes in Echtzeit ansehen. Es kann nervös machen, der Zahl beim Steigen zuzusehen:

Die Schuldenquote Deutschlands zum Ende des Jahres 2020 wirkt nicht so beängstigend, da es eine statische Zahl ist: 71,2%.

Randbemerkung: Bei den Daten zur globalen Verschuldung ist die Verschuldung der Privathaushalte mit eingerechnet. Sie beträgt jedoch weniger als 20%. Bei den Daten über die Schulden Deutschlands und Europas sind lediglich die öffentlichen Schulden enthalten. Die unterschiedliche Datengrundlage in diesem Artikel liegt daran, dass es sehr schwer ist, überhaupt an Daten zu kommen. Das überrascht mich bei den Recherchen für die-volkswirtin.de immer wieder. Denn dies war vor 10 Jahren, als ich meine Diplomarbeit schrieb, noch ganz anders. Die Kernaussage bleibt die gleiche: Die Schulden sind hoch und steigen immer weiter.

Die Verschuldung Europas

»Deutschland steht im Vergleich zu anderen Europäischen Staaten noch gut da«, hört man immer wieder. Das stimmt. Die Schuldenquote Deutschlands ist 2020 mit 71,2% im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich: Zum Ende des 3. Quartals 2020 betrug die durchschnittliche EU-Schuldenquote 97%.

Griechenland führt die traurige Statistik der Staatsverschuldung mit ca. 200% des BIP an, gefolgt von Italien mit 154%.

Auch für Europa gibt es eine Schuldenuhr in Echtzeit. Die Zahlen variieren je nach Quelle. In Relation zur Gesamtschuld jedoch nur marginal. Zudem sagen sie eines aus: Die Schulden sind hoch und steigen.

Die Deutschen. Die Europäischen. Die globalen.

Und nun? Kommen wir da jemals wieder raus?

Es ist kein Nullsummenspiel: Die Schulden des einen Landes entsprechen nicht dem Guthaben eines anderen Landes.

Wo führt das hin? Wie endet das?

Das ist auch eine Frage an Sie, liebe Leser!

Ich habe als Volkswirtin keine klare Antwort darauf. Denn die Situation ist neu: Noch nie war die Welt so vernetzt. Noch nie war sie kollektiv so verschuldet. Die meisten Zentralbanken und Banken dieser Welt können neues Geld drucken.

Mein Erklärungsansatz lautet: Beim Schuldenmachen handelt es sich um eine Art globales Schneeballsystem. Auch bekannt als Ponzi-Game. Oder als Kettenbrief.

Ein Kettenbrief in einer harmlosen Form
Die Kettenbrief-Systematik in einer harmlosen Form

Die führenden Zentralbanken betreiben eine expansive Geldpolitik. Es gibt niedrige Zinsen, viel und günstiges Geld.

Im Falle der Unternehmen sieht es so aus: Unternehmen bekommen im Moment günstige Kredite. Diese werden oft nur genutzt, um bestehende Kredite zu tilgen, Gläubiger oder Investoren zu bedienen. Aber nicht für produktive Investitionen oder Leistungen. Stichwort Zombifizierung.

Für Staaten gilt: Staaten verschulden sich, in dem sie Staatsanleihen ausgeben. Anders als bei privaten Haushalten oder Unternehmen gibt es keinen festgesetzten Zeitpunkt zur Rückzahlung. Auch für die Höhe der Schulden gibt es keine Grenzen. Unter normalen Schneeballsystem-Bedingungen würde gelten: Der Staat kann immer neue Schulden aufnehmen, auch um die Zinsen auf bisherige Schulden zu tilgen. Das ist bei einigen Staaten der Fall. Gerade in Europa. Für den deutschen Staat gilt: Er muss nicht einmal das tun. Die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen sind negativ. Der Deutsche Staat bekommt sogar Geld, wenn er sich verschuldet!

Wie könnte das System ins Kippen geraten?

Ein Schneeballsystem funktioniert, solange genügend Leute mitmachen, solange sie Geld geben. Vertrauen. Es bricht zusammen, wenn eine kritische Masse an Akteuren zweifelt, realisiert, dass hinter dem Versprechen nach Mehr nichts steht. Oder wenn alle auf einmal ihr Geld einfordern.

Aktuell lautet die Botschaft der Zentralbanken: »Staaten, ihr dürft so viel Schulden wie möglich machen, wir zahlen.« Mangelndes Geld, auch zur Refinanzierung der Schulden, ist daher nicht das Problem. Die Inflationsgefahr hingegen schon.

Die Frage ist, ob die Zentralbanken gegensteuern und die Inflation bekämpfen werden. Dabei riskieren sie, dass private Anleger, Banken und Staaten ihre Schulden nicht mehr zahlen können, weil die Zinslast steigt. Auch dann würde das System kippen. Im Artikel zum Dilemma der Zentralbanken habe ich darüber berichtet.

Liebe Leser: Sehr gerne würde ich widerlegt werden. Hören, dass wir da schon rauskommen und die Schulden abbauen können. Oder dass wir sie nicht abbauen müssen und dass es so weitergehen kann. Lassen Sie mich Ihre Meinung wissen!

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