Einzelhandel muss schließen: Kaufen wir bald nur noch beim Discounter?

Diese Woche im Angebot: Der Discounter verkauft Notizbücher, während der Schreibwarenladen nicht öffnen darf. Der Discounter verkauft nicht nur Schreibwaren, sondern auch Bücher und Kleidung. Der Einzelhandel, oft inhabergeführte Geschäfte, muss nach gesetzlicher Anordnung geschlossen bleiben. Was wird dies für Auswirkungen auf den Einzelhandel, die Innenstädte und die weitere wirtschaftliche Entwicklung haben?

Unfairer Lockdown für Einzelhandel und Kleinunternehmer

Auch vor dem Lockdown war der Einzelhandel massiv unter Druck, vor allem durch den Online-Handel. Dennoch haben es Unternehmer geschafft, Menschen für ihre Ihre Projekte, Ideen und Angebote zu begeistern und Kunden in ihre Geschäfte zu bekommen. Mit viel Engagement, harter Arbeit und Kreativität.

Plötzlich wurde es ihnen verboten. Lockdown für Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus, Freizeiteinrichtungen, Kultur. Die Politik lässt ganze Branchen links liegen, obwohl sie ebenfalls Schutzwände und Hygienekonzepte hatten.

Man bekommt den Eindruck, die Politik habe kein Interesse daran, dass es weiterhin kleine Unternehmen mit risikobereiten, tatkräftigen Inhabern gibt, die für ihre Kunden da sind. Stattdessen propagiert die Bundesregierung in einer Werbekampagne das Nichtstun. Derweil profitieren Supermarktketten von zusätzlichen Umsätzen, wenn die Kunden mal schnell einen Blumenstrauß oder ein Buch mitnehmen, während der kleine Laden derzeit nur auf Bestellung unter großen Umständen an die Kunden liefern darf. Gastronomie, Fitnessstudios und Läden haben Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Wären Sie geöffnet, würden sich die Menschen besser verteilen, anstatt gedrängt im Supermarkt zu stehen.

Etwas selbst zu erleben ist anders, als es sich vorzustellen oder es erzählt zu bekommen. Würde ich noch ein regelmäßiges Gehalt oder meine Rente bekommen, würde mich die aktuelle Situation nicht ganz so aufwühlen.

Als Kleinunternehmerin in der Tourismusbranche musste ich meinen Betrieb bereits im März 2020 für drei Monate dichtmachen. Dann durfte ich wieder unter Auflagen öffnen, aber es war nicht schön: Anders als die Menschen, die »mal eben die Maske aufsetzen, was ja nicht so schlimm ist«, hatte ich die Verantwortung für einen Betrieb und wurde in meiner Geschäftstätigkeit massiv eingeschränkt. In meinem eigenem Haus, als Ort der Begegnung konzipiert, musste ich dafür sorgen, dass sich die Menschen aus dem Weg gehen.

Seit November muss ich meine Pension wieder schließen. Seit Monaten lebe ich mit der Unsicherheit. Die Zukunftsaussichten sind völlig unklar. Das Hin und Her zermürbt. Es tut weh, wenn Gäste reihenweise ihre Buchungen stornieren.

Die Verzweiflung in den betroffenen Branchen ist groß. Politische Entscheidungen sind nicht immer nachvollziehbar. Das wird an den Menschen nicht spurlos vorbeigehen. Meist sind es Leute, die hart für ihr Geld arbeiten. Viele haben große Risiken aufgenommen – persönlich und finanziell. Nun werden sie von der Politik links liegen gelassen und die Kunden zum Discounter geschickt.

Die volkswirtschaftliche Sicht

Ich bin nicht nur Kleinunternehmerin. Auch Volkswirtin. Der Volkswirt spricht in der aktuellen Situation von einer Marktbereinigung. Im Einzelhandel von einer Beschleunigung durch Corona, aber er war bereits unter Druck. Als Kleinunternehmerin kann ich das jedoch nicht so nüchtern sehen. Ich sehe die Einzelschicksale, und was in unserer Gesellschaft alles verloren geht an Schönem, auch an Kultur.

Viele Leute sprechen mir Mut zu und wollen mich trösten: »Bald kommen wieder bessere Zeiten.« Doch ich will keinen Trost. Als Volkswirtin fällt es mir schwer, an eine Besserung zu glauben.

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Die Wirtschaft anhalten, Schulden machen, neues Geld drucken. … das kann nicht gut gehen kann.

Mir helfen keine Worte wie: »Hoffen wir, dass der Spuk bald vorbei ist.«

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