2020 habe ich zwei Leserbriefe an die lokale Zeitung geschrieben. Beide wurden – wenn auch leider gekürzt – veröffentlicht.
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Wo ist das dazwischen?
Unsere Gesellschaft ist im Moment sehr gespalten. Ich bin schockiert, wie schnell jemand, der mit seinen Ansichten nicht dem Mainstream entspricht und sich kritisch äußert, als »rechts« abgestempelt wird. Mein Ziel ist es, eine kritische, sachliche, auf Fakten basierende Gegenstimme zu ergreifen.
Die Polarisierung der Debatte erschreckt mich: Entweder man ist für die Masken oder man ist ein »Covidiot«. Wo ist das Dazwischen? Wie kann ich mich als kritische Bürgerin und Unternehmerin äußern, ohne in die ein oder andere Ecke gestellt zu werden? Ich glaube nicht, dass es sich bei Corona um eine Verschwörungstheorie handelt. Ich mache mich nicht über das Virus lustig. Ich trage die Maske. Aus Respekt, weil nicht will, dass mich Mitmenschen als Bedrohung sehen. Ich trage sie jedoch nicht aus Überzeugung. Als Kleinunternehmerin in der Gastronomie fühle ich mich im Stich gelassen. Plötzlich musste ich meinen Betrieb schließen. Und unter den aktuellen Auflagen kann ich weder normal noch profitabel wirtschaften. Ständig habe ich Angst, den Auflagen nicht gerecht zu werden. Es tut mir weh, mein Konzept nicht mehr umsetzen zu können: dazu gehörte ein nachhaltiges Frühstücksbuffet und einen Ort der Begegnung zu schaffen. Das Zeichen der Politik, das bei mir ankommt: Es lohnt sich nicht, etwas aufzubauen. Es lohnt nicht, Mut zu haben, etwas anzupacken. Wer das getan hat, wurde bestraft. Der Unternehmergeist stirbt. Soll das die Botschaft an engagierte Menschen und junge Leute sein? Ich blicke besorgt in die Zukunft: Wer wird die Schulden bezahlen, die gerade gemacht werden? Als Volkswirtin stellt sich mir jedes Haar einzeln auf, wenn ich mir die Geld- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre ansehe. Warum wird nicht über den Müll gesprochen, der im Zuge der Hygienemaßnahmen zusätzlich anfällt? Nach der Einführung der Bonpflicht war der Müll das Thema in den Medien. Warum nicht bei den Einwegmasken? Fassungslos sehe ich mit an, wie Lebenswertes kaputtgemacht wird: Kultur, dazu gehört auch die Gastronomie. Stattdessen unterstützt und rettet der Staat börsennotierte Konzerne, Steuerberater und die IT-Branche. In diesen Branchen verdient man gemeinhin leichter Geld als in der Gastronomie. Es macht mich traurig mitanzusehen, wie kurzfristig die Politik handelt, wie einseitig die Medien berichten, wie stark polarisiert wird. Es fehlen besonnene, differenzierte und kritische Gegenstimmen.
Mein Leserbrief (Schwarzwälder Bote/ Juli 2020)
Woher kommt das Geld?
Der zweite Leserbrief gilt dem Thema Schulden.
Knapp 100 Milliarden Euro Neuverschuldung. Wer soll das bezahlen? Die Politik scheint kurzfristig und wahlkampforientiert zu agieren: Es ist einfacher, Geldgeschenke an die Bevölkerung zu verteilen, als mittel- oder langfristig zu denken.
Deutschlands Schuldenberg sei im Vergleich mit anderen Staaten klein, hört man immer wieder, so rechtfertigt sich auch Olaf Scholz. Das ist kein Grund zur Beruhigung: Für die stärker verschuldeten Staaten der Eurozone haftet Deutschland sowieso. Noch nie war die Welt kollektiv so verschuldet. Noch nie haben die Zentralbanken so viel Geld gedruckt. Die Welt ist global vernetzt. Kommt es zu einer Krise wie 2008, wird auch diese global sein.
Vor allem die jüngeren Menschen in diesem Land werden die kurzfristige Politik ausbaden müssen. Das steht fest, auch wenn niemand vorhersehen kann, auf welche Art: ob in Form einer schleichenden Inflation, einer Hyperinflation, eines Staatsbankrotts und / oder rigider Sparprogramme.
Wer weiß schon, ob es in den nächsten Jahren nicht zu einer neuen Pandemie kommen wird, ob die Auswirkungen des Klimawandels teurer werden als befürchtet, oder ob unsere Sozialsysteme aufgrund der demographischen Struktur überlastet sein werden?
Als Politiker kurz vor dem Wahlkampf zu versprechen, dass alles in den nächsten Jahren besser wird, ist einfach. Aber zweifelhaft. Wir sollten kritisch sein und langfristiger denken. Das Geld könnte zum Danaergeschenk werden.
Mein Leserbrief (Schwarzwälder Bote/ Oktober 2020)