In der ZDF-Dokumentation »Die geheime Welt der Superreichen – Das Milliardenspiel« geht es um Deutsche, die »superreich« sind, also Milliarden besitzen. Wie leben Superreiche? Und noch wichtiger: Wie denken sie, was treibt sie an? Warum wollen einige von ihnen Steuern sparen? Eine 45-minütige ZDF-Dokumentation gibt spannende Einblicke.
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Die Dokumentation
Es gibt keine genaue Definition, wann jemand »superreich« ist. In Deutschland gibt es aktuell (2023) 237 Milliardäre, wie man in der Dokumentation erfährt. Also Menschen, die mindestens (!) tausend Millionen Euro auf ihrem Konto haben. Die Tendenz: steigend. Die Ungleichheit in Deutschland nimmt zu. Die Besteuerung hoher Vermögen ist oftmals nicht hoch, das bestätigen Ökonomen: Laut Marcel Fratzscher vom DIW besteuert kaum ein anderes Land Vermögen so gering und gleichzeitig Arbeit so stark wie Deutschland, wie in einem Interview mit der ZEIT zu lesen ist.
Diese Entwicklungen thematisieren bereits andere ZDF-Dokumentationen in einem ähnlichen Format wie »Ungleichland« oder »Die Wahrheit übers Erben«.
Die 45-minütige ZDF-Dokumentation »Die geheime Welt der Superreichen« will mehr über das Leben und die Denkweise der Vermögendsten Deutschen herausfinden.
Man kann sich die Dokumentation über die ZDF-Mediathek über diesen Link ansehen.
Superreiche im Interview und in ihrer Welt
Die Filmemacherin Julia Friedrichs und der Sportjournalist Jochen Breyer schrieben die reichsten Deutschen an. Sie wollten diese interviewen. Es gab wenig Resonanz, dennoch erklären sich schließlich vier Vermögende zu einem Interview bereit: Capri-Sonne-Chef Hans-Peter Wild, der Banker und ehem. Rennfahrer Thomas Bscher, der Unternehmer und Buchautor Rainer Zitelmann und Unternehmer und Politiker Harald Christ.
Die reichen Herren ähneln einander: Wie sie aussehen, sich kleiden, gestikulieren, sprechen, sich geben. Die Antworten auf die kritischen Fragen von Jochen Bayer ähneln sich ebenfalls. Sie sagen einiges über die Natur des Menschen.
Die Milliardäre scheinen in ihrer eigenen Superreichen-Welt zu leben. Menschen, die arm sind, scheinen für sie einer anderen Welt anzugehören. Nicht ihr Business. Sie reagieren gereizt auf kritische Fragen.
Zudem fällt etwas anderes auf: Die Superreichen erzählen auch von Problemen. Ja, sie scheinen irgendwie die gleichen Probleme wie Normalverdiener zu haben, nur auf einem anderen Level: Anstatt einem Häuschen kaufen sie sich die fünfte Villa oder eben mal ein ganzes Stadthaus auf. Sie kaufen Fußballclubs, besitzen Privatjets und Yachten. Dabei scheint es darum zu gehen »dazuzugehören«, zu zeigen was man sich leisten kann.
Es ist wie überall: Man vergleicht sich mit seinem Nachbarn, will mehr haben als er. Auch in der Welt der Superreichen, die für normale Bürger absurd erscheinen mag.
Steuersparmodelle und -skandale
Geld ist daher immer Thema, auch wenn man mehr als genug davon hat. Aus diesem Grund ist eine ganze Industrie entstanden, die den Superreichen beim Steuersparen bzw. -vermeiden hilft. Auch das thematisiert die Doku.
Schauspielerin Esther Schweins spielt in der ZDF-Doku die Rolle einer Vermögensberaterin für Superreiche und übernimmt den Part der Erklärerin.
Filmemacherin Julia Friedrichs gelingt es zudem, durch ihre Recherchen einen Skandal aufzudecken: Eine Referatsleiterin aus dem Bundesfinanzministerium sprach bei der Informationsveranstaltung einer Wirtschaftskanzlei. Zielklientel waren Reiche, es ging um Möglichkeiten, Steuern zu umgehen. Auch wenn sie offiziell »nicht in dienstlicher Eigenschaft« auftrat, ist die Teilnahme als Rednerin bei solch einer Veranstaltung äußerst fragwürdig.
Mittlerweile hat das Finanzministerium ein dienstrechtliches Verfahren gegen die Beamtin eingeleitet, wie u.a. die Südddeutsche Zeitung berichtet.
Ob die Sache nun legal war oder nicht – genauso wie Steuersparmethoden für Reiche: Die Tatsache, dass einige Menschen mit viel Geld unbedingt Steuern sparen möchten oder man immer wieder von Steuerhinterziehung hört, lässt bereits staunen.
Fazit
Die ZDF-Doku ist sehenswert. Den dekadenten Lebensstil von Superreichen kann man auch in anderen Dokus bewundern oder verachten. Im direkten Gespräch mit Jochen Breyer hört man jedoch interessante Antworten der Superreichen und erfährt ein wenig darüber, wie diese ticken.
Mit dem Wort »absurd« lässt sich vieles beschreiben, was zu sehen und zu hören ist.
Die Stereotypisierung und das Negative von Reichtum scheint auch die in der Doku befragten Superreichen zu stören. Auch wenn diese allesamt nicht unbedingt sympathisch auftreten, kann ich dies in gewisser Weise nachvollziehen.
Eine Gegenbewegung zur Steuerumgehung gibt es auch. Mit der Initiative Taxmenow fordern einige Millionäre höhere Steuern: Die Volkswirtin hat Mit-Initiator Ralph Suikat bereits 2021 interviewt.
So regt eine Dokumentation über Superreiche an, über die Natur des Menschen zu philosophieren. Und was im Leben wirklich wichtig ist.
- »Die geheime Welt der Superreichen – Das Milliardenspiel« in der ZDF-Mediathek
(Video verfügbar bis 12.12.2028)