Die Geldmenge: von M0 bis M3

Es gibt verschiedene Messgrößen, um die Geldmenge in einer Volkswirtschaft zu bestimmen. Oft fallen die Begriffe M0 bis M3. Es folgt eine Erklärung und Abgrenzung der Geldmengenbegriffe.

(Wie) hängen Geldmenge und Inflation zusammen? Hierüber streiten sich die Wirtschaftswissenschaftler. Die Anhänger des Keynesianismus sehen dies anders als die des Monetarismus. Wir sehen uns beide Denkrichtungen in Bezug auf das Thema Geld an.

Geldmenge: Die Geldmengenbegriffe M0 M1 M2 M3

Die Geldmenge(n)

Es gibt verschiedene Messgrößen, um die Geldmenge in einer Volkswirtschaft zu bestimmen. Oft werden sie mit den Begriffen M0, M1, M2 und M3 definiert. Sehen wir uns an, hinter dieser Geldmengendefinition steckt.

Wird die Geldmenge in einer Volkswirtschaft gemessen, geht es meist um das Geld, das sich im Umlauf befindet, also in in den Händen vom Nicht-Bankensektor ist (auch: außerhalb des Bankensystems). Sprich, das Geld in Privathaushalten, Unternehmen, beim Staat im Ausland.

An dieser Stelle ist eine erste Abgrenzung sinnvoll, bevor weitere Details folgen: Die Geldmenge im Nicht-Bankensektor wird mit den Begriffen M1, M2 und M3 beschrieben. M0 hingegen beschreibt die Geldmenge, die von der Zentralbank geschaffen und beeinflusst werden kann (auch: innerhalb des Bankensystems).

Geldmenge in Händen von Nicht-Banken (M1 bis M3)

Die Geldmenge in den Händen von Nicht-Banken wird mit den Geldmengenbegriffen M1, M2 und M3 beschrieben. Die Geldmengenbegriffe M1, M2 und M3  werden auch als »Geldmengenaggregate« bezeichnet.

Es ist naheliegend: Der Buchstabe »M« ist von »money«, dem englischen Wort für Geld abgeleitet.

Es gibt keine international vereinheitlichte Definition der Geldmengen. Jede Zentralbank definiert ihre Geldmengenaggregate im Detail selbst. Jedoch unterscheiden sich diese nur geringfügig. Im Folgenden werden die Definitionen der Europäischen Zentralbank (EZB) herangezogen.

Man kann sich merken, dass die Geldmengenaggregate nach ihrer Liquidität abgestuft werden. In der Geldmenge M1 sind die liquidesten Mittel, hier ist die Geldmenge enger gefasst. Bei M2 und M3 kommen noch illiquidere Mittel, also nicht sofort verfügbares Geld, hinzu. Die Geldmenge ist hier weiter gefasst.

M1 ist somit am kleinsten, M3 am größten. Wie auf der Grafik oben zu sehen ist, ist M1 eine Schnittmenge von M2 und M3. Und M2 ist eine Schnittmenge von M3.

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Sehen wir uns nun die Definitionen im Detail an.

M1

M1 = Bargeld + Sichteinlagen

Die Geldmenge M1 bezeichnet die Bargeldbestände innerhalb des Bankensystems sowie die Sichteinlagen.

Die Sichteinlagen sind Girokonten und Tagesgeldkonten.

Girokonten: Mit einem Girokonto kann man den alltäglichen Zahlungsverkehr erledigen. Also Überweisungen tätigen, Daueraufträge einrichten, Bargeld abheben und per Karte bezahlen.

Tagesgeldkonten: Ein Tagesgeldkonto unterscheidet sich von einem Girokonto dahingehend, dass man von ihm nur Geld auf ein Referenzkonto überweisen kann. Auf einem Tagesgeldkonto kann man Geld zum Sparen parken und erhält gegebenenfalls etwas mehr Zinsen als auf einem Girokonto. Man kann das Geld jedoch jederzeit abheben und darauf zugreifen, wenn man es benötigt.

Der Geldmenge M1 ist gemein: Es handelt sich um direkt verfügbares Geld.

M2

M2 = M1 + Spar- und Termineinlagen

Die Geldmenge M2 umfasst die Geldmenge M1 und zusätzlich die Spar- und Termineinlagen. Es handelt sich um Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren und einer Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten.

Termineinlagen: Einlagen, bei denen der Kunde sein Geld für einen mit der Bank vereinbarten Zeitraum meist befristet anlegt.

Spareinlagen: zum Sparen angelegtes Geld. Im Gegensatz zu Termineinlagen unbefristet. Es gibt immer eine Kündigungsfrist, die zumeist drei Monate beträgt.

M3

M3 = M2 + weitere kurzfristige Geldeinlagen

Die Geldmenge M3 beinhaltet M2 und alle weiteren kurzfristigen Geldeinlagen. Dazu zählen Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile, Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren.

Repogeschäfte: befristete Transaktionen mit einer Rückkaufsvereinbarung

Geldmarktfonds: Investmentfonds mit hoher Liquidität und sehr guter Handelbarkeit

Geldmarktpapiere: Wertpapiere mit einer festen Laufzeit von nicht mehr als zwölf Monaten, wie beispielsweise (Schatz-)wechsel und Treasury bills

Schuldverschreibungen: Wertpapiere, bei denen der Aussteller sich gegenüber einem Gläubiger zur Zahlung einer bestimmten Geldsumme verpflichtet

Zentral ist in diesem Rahmen, dass es sich um verschiedene Anlageprodukte mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren handelt.

Anmerkung: Definitionen der einzelnen Finanzprodukte finden sich zum Beispiel im Börsenlexikon der FAZ.

Geldmenge in Händen von Banken (M0)

Die Geldmenge M0 wird auch als Geldbasis, monetäre Basis oder Zentralbankgeldmenge bezeichnet. Sie ist die Bilanzsumme der Zentralbank.

Bei M0 handelt es sich um die Geldmenge, welche von Zentralbanken geschaffen und beeinflusst wird.

Es ist die Summe aus dem Bargeldumlauf (alle im Wirtschaftskreislauf zirkulierende Geldscheine und Münzen) und den Zentralbankguthaben der Kreditinstitute (anders ausgedrückt die Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank). Es handelt sich also um das Geld in den Händen von Banken.

M0 ist kein Teil von M1. Die Schnittmenge zwischen M0 und M1-M3 ist lediglich der Bargeldumlauf, wie man auf der Grafik oben erkennen kann.

Geldmenge und Inflation

Die Wirtschaftswissenschaftler streiten sich, ob und wie die Geldmenge mit der Inflation zusammenhängt. Es gibt verschiedene Theorien.

Beim Keynesianismus und Monetarismus handelt sich um zwei bekannte volkswirtschaftliche Denkschulen, deren Aussagen sich oft konträr gegenüberstehen.

Die Monetaristen sowie die Keynesianer äußern sich zu diesem Zusammenhang. Im Folgenden betrachten wir nur auf den Aspekt des Geldes, bzw. der Geldmenge und Inflation.

Keynesianismus

Der Keynesianismus geht auf den Ökonomen John Maynard Keynes zurück.

Ein zentraler Aspekt dieser Denkrichtung ist, dass der Staat bzw. die Zentralbank ins Wirtschaftsgeschehen antizyklisch eingreifen sollten: in Krisenzeiten durch Zinssenkungen und Investitionen die Wirtschaft ankurbeln, in Boomzeiten durch Zinserhöhungen gegensteuern.

Die Keynesianer gehen nicht davon aus, dass eine höhere Inflation eine direkte Folge der Ausweitung der Geldmenge ist. Anstatt dessen hängt ihrer Ansicht nach die Inflation von der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ab.

Monetarismus

Milton Friedman entwickelte die Theorie des Monetarismus sie in den 1960er und 1970er Jahren als Gegenentwurf zum Keynesianismus.

Die Anhänger des Monetarismus überzeugt sind überzeugt, dass eine Ausweitung der Geldmenge letztendlich zu Inflation führt.

Die Geldbasis ist aus Sicht der Monetaristen die ist zentrale Steuergröße.

Monetaristen glauben zwar, dass man durch die Geldmenge kurzfristig auch Effekte auf die Realwirtschaft (wie die Steigerung des Einkommens oder der Beschäftigung) erzielen kann, jedoch nicht dauerhaft. Langfristig bestimmt die Geldmenge die Inflation. Die Monetaristen stehen Eingriffen des Staates, wie im Keynesianismus befürwortet, daher kritisch gegenüber. 

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