»Mehr Geld als Verstand« von Nena Brockhaus

Mehr Geld als Verstand von Nena Brockhaus

Nena Brockhaus ist eine erfrischende Stimme in der deutschen Medienlandschaft, angenehm diskussionsfreudig und offen. Zudem scheut Nena Brockhaus nicht, klar Position zu beziehen – allein das ist in der heutigen Zeit bemerkenswert. Ihr Buch »Mehr Geld als Verstand« rüttelt auf, spricht unbequeme Wahrheiten aus und motiviert zum kritischen Denken. Leider bleibt in ihrem Buch jedoch das Thema der Geldpolitik außen vor. Das ist eine verpasste Chance, da die Staatsausgaben nicht nur durch Steuergelder, sondern durch immer mehr neue Schulden getätigt werden.

Mehr Geld als Verstand von Nena Brockhaus

Über die Autorin

Nena Brockhaus, Jahrgang 1992, ist eine deutsche Wirtschaftsjournalistin, Moderatorin, Kolumnistin und Bestsellerautorin.

Sie ist eine erfrischende Stimme in der Deutschen Medienlandschaft, angenehm diskussionsfreudig und offen. Zudem scheut es Nena Brockhaus nicht, klar Position zu beziehen – allein das ist in der heutigen Zeit bemerkenswert.

Der Titel ihres aktuellen Buches lautet »Mehr Geld als Verstand – Wie die deutsche Politik dein Geld verprasst« und ist im Finanzbuch Verlag erschienen.

Mehr Geld als Verstand

Für den ersten Teil des Buches hat die Autorin akribisch recherchiert und mit Zahlen und Quellenangaben belegt, wofür Steuern erhoben werden und wie sich die Staatsausgaben hierzulande zusammensetzen. Kritisch zählt Nena Brockhaus alles auf. Es fällt schwer, sich beim Lesen nicht aufzuregen, wird doch so manche Absurdität angesprochen wird, wie z.B. die staatliche Förderung von Videospielen, fragwürdige Regierungskampagnen oder Entwicklungshilfe für NGO’s in Indien. Der Buchtitel »Mehr Geld als Verstand« scheint während der Lektüre mehrmals ein Volltreffer.

Im zweiten Teil des Buches sind Gespräche mit anderen Stimmen aus Wirtschaft, Medien und Wissenschaft abgedruckt. Z.B. hat Nena Brockhaus den bekannten (und von der Volkwirtin geschätzten) Ökonomen Daniel Stelter interviewt.

Nena Brockhaus hat in ihrem Buch viele Fakten gesammelt, die in Diskussion wertvoll sein können. »Mehr Geld als Verstand « ist jedoch auch Plädoyer gegen Selbstmitleid, gegen die Anspruchshaltung gegenüber dem Staat und für mehr Selbstverantwortung, Eigeninitiative und kritisches Denken. Brockhaus analysiert, warum unsere Gesellschaft immer bequemer wird und Wohlstandsverluste greifbar sind.

Mit Sätzen wie dem folgenden spricht sie mir aus der Seele: »Wer uns Bürgern erzählt, wie wir kochen, duschen und gegen was wir protestieren sollen, ist keine Regierung, sondern eine überbezahlte Nanny.«

Fehlen von geldpolitischen Aspekten

Schade ist, dass die Autorin nicht genauer auf die Verschuldung und die Geldpolitik eingeht. Sie spricht zwar die Zinsen an, die vom Staat auf die Schulden bezahlt werden müssten. In Hinblick auf zukünftige Pensionsansprüche von Beamten weist sie auf den folgenden Punkt hin: »Unsere Staatsverschuldung ist also rund sechsmal höher, als der Staat ausweist.« Allerdings endet der Paragraph mit dem Satz: »Der Saat geht nicht verantwortungsvoll mit den Schulden um, trifft keine fundierten Ausgabenentscheidungen und hat deutlich höhere Schulden, als er zugibt.«

Dies ist ein unglaublicher Missstand. Wo führt das hin? Können Staatsschulden in diesem Ausmaß gutgehen? Das sind die Kernfragen bei der Volkswirtin. Auf diesen Punkt wird nicht näher eingegangen.

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Leider analysiert Nena Brockhaus auch nicht, inwieweit die Staatsausgaben wirklich aus Steuergelder finanziert sind und inwieweit durch Verschuldung bzw. neu gedrucktes Geld.

So richtig und notwendig Brockhaus’ neuestes Buch und die Kritik an Politik und Gesellschaft ist – die Autorin bleibt auf halbem Weg stehen. Wer wirklich verstehen will, warum Politik heute nicht mehr funktioniert, sollte laut der Meinung der Volkswirtin tiefer graben: Es reicht nicht, nur von Steuergeldverschwendung zu sprechen, wenn gleichzeitig im Hintergrund ein schuldengetriebenes Geldsystem ungebremst weiterläuft.

Die aktuelle Lage und Neuverschuldung unter Friedrich Merz

»Mehr Geld als Verstand« erschien im Januar 2025. Kurz bevor die Regierung Merz (die sich – Stand Frühjahr 2025 – in den Startlöchern befindet), wurde eine Schuldenwelle von historischer Größenordnung vorbereitet. Haushaltspläne jenseits der Schuldenbremse, Schattenhaushalte, Sondervermögen – das alles ist keine Ausnahme mehr, sondern neue Normalität. Vor diesem Hintergrund ist das Buch noch aktueller geworden.

Fazit

Nena Brockhaus ist eine der wenigen jungen Stimmen, die gekonnt Haltung zeigen. Ihr Buch rüttelt auf, spricht unbequeme Wahrheiten aus und motiviert zur Eigenverantwortung – das allein ist in dieser Zeit ein Verdienst.

Wenn dieses Buch Menschen wachmacht und etwas kritischer gegenüber dem Staat und Politikern denken lässt, dann hat es einen gewissen Zweck erfüllt.

Leider ist von der geldpolitischen Dimension – der Rolle der Zentralbanken, der stark ansteigenden Neuverschuldung, der permanenten Ausweitung der Geldmenge – bei Nena Brockhaus keine Rede. Denn wenn man schon »Mehr Geld als Verstand« beklagt, wäre es konsequent und spannend gewesen, das Thema auszuweiten und einmal grundsätzlich zu fragen: »Woher kommt dieses ganze Geld überhaupt? Und wem nützt es wirklich?« Es gibt schließlich einen Zusammenhang.

Brockhaus, Nena: Mehr Geld als Verstand. FBV. Softcover, 2025. ISBN: 978-3-95972-787-7. 18,00€.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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