Die Regionalzeitung berichtete, dass diskutiert wird, das örtliche Hallenbad künftig von einer Fremdfirma reinigen zu lassen. Dadurch sollen jährlich 50.000 Euro eingespart werden. Wird damit das richtige Zeichen gesetzt? Leider nein.
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In einem Leserbrief habe ich aufgezeigt, dass gerade die öffentlichen Einrichtungen mit gutem Beispiel vorangehen sollten, um den Wert der Arbeit zu betonen. Der Leserbrief wurde diesmal ungekürzt vom Schwarzwälder Boten veröffentlicht.
Der Fall des Freudenstädter Schwimmbades
Der Betrieb eines Schwimmbads benötigt viel Energie, was hohe Fixkosten bedeutet. Bereits vor Corona war der Bäderbetrieb nicht unbedingt lukrativ. Im vergangenen Jahr blieben manche Bäder komplett geschlossen, andere öffneten unter Auflagen. Nur eine begrenzte Zahl an Besuchern wurde eingelassen, was einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich machte.
Auslagerung von Reinigung im Panoramabad: Ein solches Signal gewollt?
Daher geraten die meist städtisch betriebenen Einrichtung zunehmend unter finanziellen Druck. Auch im Kreis Freudenstadt, in dem ich wohne. Letzte Woche berichtete der Schwarzwälder Bote über geplante Einsparungen im Bäderbetrieb. Eine vorgeschlagene Maßnahme war, zur Reinigung eine Fremdfirma einzusetzen, was 50.000 Euro Einsparung im Jahr erbringen soll. Ich denke, dass damit ein falsches Zeichen gesetzt wird und erläuterte dies in einem Leserbrief:
Der Bäderbetrieb will pro Jahr 50.000 Euro an Kosten einsparen, indem eine »Auslagerung der Reinigung« im Panoramabad erfolgt. Da sicherlich nicht an Reinigungsmitteln gespart werden kann, wird die Einsparung ausschließlich beim Personal liegen. Wie diese Einsparung in der Praxis geschieht, sehen wir in anderen Branchen: Über Sub- oder Sub-Sub-Unternehmer werden letztendlich billige Arbeitskräfte meist aus osteuropäischen Ländern eingesetzt, um solch hohe Einsparungen zu ermöglichen.
Will das Panoramabad als städtische Einrichtung wirklich ein solches Signal setzen? Speziell in der Corona-Zeit wird immer wieder die Wichtigkeit sogenannter »systemrelevanter« Arbeiten betont, die meist mit einer schlechten Bezahlung verbunden ist (Pflege, Entsorgung, Einzelhandel, Gastronomie …). Nicht selten werden diese Tätigkeiten von ausländischen Arbeitern übernommen, die diese Tätigkeiten nur verrichten können, weil das Geld, das sie verdienen, in ihren Heimatländern eine höhere Kaufkraft besitzt.
Wäre es nicht ein gesellschaftlich solidarischeres Signal, wenn der Bäderbetrieb ein deutliches Zeichen für die Stärkung der systemrelevanten Arbeitsplätze und einer angemessenen Bezahlung setzt?
Mein Leserbrief (Schwarzwälder Bote/20.04.2021)
Der Wert der Arbeit
Es ist paradox, dass gerade die Branchen, die neuerdings als systemrelevant bezeichnet werden, nicht entsprechend honoriert werden. Anstatt diese wichtige Reinigungsarbeit angemessen zu bezahlen, drückt man die Löhne.
Die Diskussion ist in der Pflege besonders aktuell: Die Politik diskutiert über den Pflegenotstand. Gesundheitsminister Jens Spahn reiste 2019 in den Kosovo, nach Mexiko und auf die Philippinen, um ausländische Pflegekräfte anzuwerben, wie unter anderem sie Süddeutsche Zeitung berichtete. Wäre es nicht die bessere Lösung, die hiesigen Pflegekräfte angemessen zu bezahlen und ihnen faire Arbeitsbedingungen zu bieten, die nicht zur Überlastung führen? Mehr fordert das Personal nicht.
Ich betrachte mit Sorge, wie der Wert der systemrelevanten Arbeit immer weniger wertgeschätzt wird – während Menschen in anderen Branchen wie der Finanzbranche, die keinen Mehrwert für die Gesellschaft schaffet, blendend verdienen.
Gerade öffentliche Einrichtungen sollten sich überlegen, welche Zeichen sie setzen.